› umraum ‹
Eröffnung Episode I
Donnerstag, 28. Februar 2019, 19 Uhr
Lesung_Händl Klaus_Texte von Alejandra Pizarnik
Samstag, 9. März, 20 Uhr
Konzert_Michael Armann Trio
Mittwoch, 3. April, 20 Uhr
Finissage Episode II
Donnerstag, 6. Juni 2019, 18 bis 21 Uhr
Jetzt neigt sich auch die seit 11. Mai 2019 laufende zweite Episode der Einzelausstellung von Doris Maximiliane Würgert ihrem Ende zu. Bereits der Ausstellungstitel ›umraum‹ verweist auf die genuine Auseinandersetzung mit dem Raumbegriff im Werk der Künstlerin. Würgerts Arbeiten sind das Kondensat aus einem scheinbar objektiv forschenden Beobachtungsprozess und einem Denkraum. Sie oszillieren zwischend den Polen von Malerei und Fotografie. Die in München lebende Künstlerin macht in ihren Arbeiten zurückhaltend und vermeintlich beiläufig sichtbar Angebote an die geistige Welt des Betrachters, in ein rätselhaftes System aus Verschränkungen von Innen- und Aussenwelt einzutauchen. Sie setzt den Bezug zum Ausstellungsraum in der von Beginn an zweiteilig konzipierten Ausstellung konsequent um, indem sie konkrete räumliche Situationen in ihr Werk einfliessen lässt.
Für Freunde des kleinen Formats gibt es eine Sonderedition zur Ausstellung von Doris Würgert: T6, 2019, Fineartprint, (Ed 7 + 2 AP), 28 x 35 cm
Folgt man Walter Benjamin, so "beobachtet /der Maler/ in seiner Arbeit eine natürliche Distanz zum Gegebenen, der Kameramann dagegen dringt tief ins Gewebe der Gegebenheit ein. Die Bilder die beide davontragen, sind ungeheuer verschieden. Das des Malers ist ein totales, das des Kameramanns ein vielfältig zerstückeltes, dessen Teile sich nach einem neuen Gesetze zusammen finden."* In den Arbeiten von Doris Würgert sind Kamerafrau und Malerin gleichermassen am Werk und binden den Betrachter in aller Freiheit mit ein.
* Walter Benjamin (1935/1936), Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Kap. XI, Maler und Kameramann.
Eröffnung Episode I
Donnerstag, 28. Februar 2019, 19 Uhr
Lesung_Händl Klaus_Texte von Alejandra Pizarnik
Samstag, 9. März, 20 Uhr
Konzert_Michael Armann Trio
Mittwoch, 3. April, 20 Uhr
Pressemitteilung – for press release please scroll down
Von 28. Februar bis 18. Mai sind im BELLEPARAIS Arbeiten der in München lebenden Künstlerin Doris Maximiliane Würgert zu sehen.
Bereits der Ausstellungstitel ›umraum‹ verweist auf die zentrale Auseinandersetzung mit dem Raumbegriff in ihrem Werk. Würgerts Arbeiten sind das Kondensat aus einem scheinbar objektiv forschenden Beobachtungsprozess und einem Denkraum, in dem Innen- und Außenwelt anders als zu erwarten ineinander greifen. Im BELLEPARAIS befasst sich die Künstlerin zudem mit konkreten Situationen vor Ort.
Zwei Salonveranstaltungen verknüpfen die Ausstellung mit dem Ephemeren von Sprache und Musik:
Der österreichische Filmregisseur, Dramatiker und Librettist Händl Klaus wird u.a. Texte der Lyrikerin Alejandra Pizarnik, dem ‚weiblichen Rimbaud Argentiniens‘, lesen, was ein Sprachklangkunstwerk zu werden verspricht
(9. März 2019, 20 Uhr).
Mit dem Pianisten und Komponisten Michael Armann verbindet Doris M. Würgert eine langjährige Zusammenarbeit. Er ist im Trio mit Benjamin Bärmann, Schlagzeug, und Michael Schöne, Kontrabass, im April im BELLEPARAIS zu hören
(3. April 2019, 20 Uhr).
Die Ausstellung ›umraum‹ gliedert sich in zwei Episoden.
Werden im ersten Abschnitt Werke zu sehen sein, in welchen der Blick nah an die Bildgegenstände heranreicht, so verändert sich die Ausstellung in der zweiten Hälfte der Laufzeit. Die Arbeiten wechseln. Der Fokus liegt nun stärker auf einer Fernsicht, allerdings so als habe man statt zum Feldstecher zur Lupe gegriffen. Die Weite einer Landschaft oder gar die Luftaufnahme einer Ortschaft vermitteln eine geringere Distanz als der Blick in ein Kücheninterieur auf einen Spültisch, über dessen Rand als Zeichen einst anwesender Personen ein Geschirrtuch hängt.
Auf großformatigen Gummidruckarbeiten, die an den Wänden lehnen, zeigen sich einfache Schalen und Gläser. Sie sind jederzeit als Gefäße zu erkennen. Allerdings gehen sie mit ihrer Umgebung eine irritierende Verbindung ein, denn sie scheinen in Auflösung begriffen. Wenn Doris M. Würgert Eindeutigkeit hervorrufende Zeichen eliminiert, entwirft sie quasi Prototypen der Erinnerung an ihre Bildgegenstände. Entsprechend gerät der Betrachter während des Bildlesens in eine abenteuerliche Situation: Die Zeichen bleiben lesbar, aber wie beim Erwachen aus einem Traum nicht weiter kommunizierbar. Weder Bildträger noch Technik geben unzweifelhaft Auskunft, ob es sich um Fotografie oder Malerei handelt. Doris M. Würgert porträtiert konkrete Orte, die faktisch im Ausstellungsraum auffindbar sind. Sie werden zu vertrauten Protagonisten, doch beinhaltet Ihre Verbildlichung zugleich Unnahbarkeit und Leere.
Susanne Gaensheimer schreibt von einem „frei gewordenen Raum, ... der sich um das Sichtbare herum entfaltet, es durchdringt und durchlässig macht. Ein scheinbar unwirkliches Nichts, das dem Betrachter ermöglicht, im Rückgriff auf sein persönliches Wissen seine eigene subjektive Wirklichkeit zu erfahren.“ (Susanne Gaensheimer, Über das Wirkliche im Unwirklichen in den Bildern von Doris Maximiliane Würgert, in: dazwischen, Doris Maximiliane Würgert, Monographienreihe Förderpreise, hrsg. v. Kulturreferat der Landeshauptstadt München, München 1999/20152, o.S.)
JL
Wir danken Werner Murrer Rahmen und Alfred und Caroline Weidenhammer Rahmen für ihren Rat und ihre Unterstützung.
press release
Doris Maximiliane Würgert
›umraum‹
BELLEPARAIS is showing works by the Munich based artist Doris Maximiliane Würgert from 28th February until 18th May 2019.
As the exhibition title ›umraum‹ suggests, spacial concepts are central to the artist’s work. Würgert’s works are the condensate of a seemingly research like objective process of observing and ‘thought spaces’ in which inner and outer worlds, against expectation, mesh. In BELLEPARAIS the artist deals with concrete in situ situations.
Two Salon events link the exhibition to the ephemerality of language and music:
The Austrian film director, playwright and librettist Händl Klaus will read texts, amongst others, by Alejandra Pizarnik the ‘female Rimbaud of Argentina’ which promises to become an artwork of language and sound. (9th March 2019 at 8pm)
Years of collaboration connect Doris M. Würgert with the pianist and composer Michael Armann. With Benjamin Bärmann (drums) and Michael Schöne (double bass) he will play int the BELLEPARAIS in April. (3rd April 2019 at 8pm)
The exhibition ›umraum‹ is split into two episodes. Whilst the first episode shows works in which the viewer’s close range view reaches up to the depictions, the second part undergoes a change. New works are placed and the emphasis of the focus switches to a ‘long distance’ view in which in a magnifying glass rather than binoculars were applied. The expanse of a landscape or the bird’s eye view of a town convey a lesser distance than the kitchen interior, depicting a sink with a draped tea towel, a sign of the existence of once present people.
Large format gum bicromates leaning against the wall, depict simple bowls and drinking glasses. They are at any time recognizable as vessels which however, within their surroundings enter an irritating relationship, one that implies their seeming dematerialisation.
By eliminating clearly set signs Doris M. Würgert creates quasi prototypes of the memory of these depictions. Accordingly, during the process of ‘reading’, the viewer enters an adventurous situation: the signs remain possible to read but are, similar as to awaking from a dream, not further unconvertible in their coherence. Neither medium nor technique offer undoubtable information whether we are viewing a photography or a painting. Doris M. Würgert portrays concrete situations that are actually possible to find in the exhibition space. They become seemingly trusted protagonists, their depiction however, involves an unapproachability and emptiness.
Susanne Gaensheimer writes about “empty spaces, spaces which develop around the visible, penetrating it and making it permeable – a seemingly unreal nothing which enables the viewers to experience their own, subjective reality by falling back on their own personal knowledge. Yet is that which is felt to be and called reality not always subjective anyway?“
(Susanne Gaensheimer, “über das Wirkliche im Unwirklichen in den Bildern von Doris Maximiliane Würgert“, in: dazwischen, Doris Maximiliane Würgert, Monographienreihe Förderpreise, hrsg. v. Kulturreferat der Landeshauptstadt München, München 1999/2015/2, o.S.)
JL
We are very grateful to Werner Murrer Rahmen and Alfred and Caroline Weidenhammer for their advice and support