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Julius Niemeyer – token

 

Eröffnung: Donnerstag, 20. Juli 2023, ab 19 Uhr

Ausstellungsdauer: bis 2. September 2023


Julius Niemeyer studierte bei Olaf Metzel, Julius von Bismarck und Peter Kogler sowie in der Soundklasse von Jan St. Werner. Seine Beschäftigung mit Algorithmen und Künstlicher Intelligenz bringt eine Auseinandersetzung mit Zufallsverbindungen und Materialästhetik über existentielle Gedanken auf das künstlerische Terrain.

Ausführlicher Text zur Ausstellung ... click more  and for english and installation views please scroll down...

 

"token" von Julius Niemeyer

Ausstellungsdauer 21. Juli bis 2. September


Digitalisierung, basierend auf selbstlernenden Algorithmen und neuronalen Netzwerken, ruft in der medialen Diskussion Beglückungsphantasien oder Weltuntergangshysterie hervor. Bahnbrechende Veränderungen der Gesellschaft sind zu erwarten.

Julius Niemeyer ist in dieser Debatte unaufgeregt. Seine Arbeiten kreisen mit Sinn für Ambivalenz, Fragilität, Melancholie und Tiefgang um Fragen, die sich mit dem Titel seiner  Videoinstallation fassen lassen: "On Melancholy Hill oder wann wird es endlich wieder so wie es nie war?".Er untersucht lässig, was KI-basierte Programme für eine künstlerische Auseinandersetzung zu bieten haben. Als ausgebildeter Architekt der jungen Generation bewegt sich der Schüler von Olaf Metzel, Julius von Bismarck, Peter Kogler und Jan St. Werner in der digitalen und der analogen Welt gleichermassen selbstverständlich. Programme, vornehmlich aus der Grafik und Spieleindustrie, sowie ihre Programmierungsmöglichkeiten versteht er als Werkzeug und Material, das sich austesten und erweitern lässt.

 Julius Niemeyer beschäftigt sich mit Algorithmen und Künstlicher Intelligenz auf eine Weise, die nahegeht und nachdenklich macht, etwa wenn er das Werbevideo Do you love me? (nach dem Titelsong von Dirty Dancing) der für die Rüstungsindustrie tätigen Robotikfirma Boston Dynamics zum Ausgangspunkt für seine Arbeit On Melancholy Hill, 2023, nimmt und der KI befiehlt, die tanzenden Roboter auszulöschen. Die KI müht sich selbständig ab, die Bewegung der Roboter zu eliminieren, verkrümmt den Raum und hinterlässt holprige Stellen im ramponierten Film. Ihr Vorgehen beinhaltet Schrecken, ihr Scheitern enthält Komik, ihre Ästhetik verspricht eine neugierig machende Veränderung der Ausgangslage. So offenbaren sich in Mustern und Überlagerungen verborgene Zwischenräume, Feinheiten und Rhythmen zeigen sich im Entstehungsprozess. Ein roter Markierungsstrich auf der Tanzfläche wird zum Indiz für den Startpunkt des Dirty Dancing. Er gerät von einem Randphänomen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, – der wahren Währung der Gegenwart. Gespiegelt in der Glasscheibe, als Schatten- und Lichtspiel seiner selbst, überlebt der tanzende Roboter. Im Raum verbleibt Bewegungsenergie in Form einer verpixelten Spur.
Präsentiert wird diese Videoarbeit in einem Metallkäfig aus Roheisen und Streckmetall, gemeinsam mit einer dreiteiligen Videoarbeit (The Dream, Implosion, Melancholy) und einem schwarz glänzenden Rechner im Zentrum. In dieser Videoarbeit formen sich Bewegungsabläufe von Wasser und Licht zu Traumlandschaften aus Doppelungen. Reflexionen kontrastieren mit Explosionen und Rauchentwicklungen, die sich so überlagern, dass die Geschwindigkeit den Blick überwältigt und Nebenschauplätze durch ihre Unbeweglichkeit als Landschaft ins Auge fallen, nach dem Motto: Was still steht, übersteht.


Julius Niemeyer, Token 2023, snail und liberty, Laserschnitt, MDF, Vakuumklebung, Autolack, 80 x 40cm

In der titelgebenden Arbeit Token, 2023, zeigt sich Julius Niemeyer als Bildhauer, für den Haptik und Materialästhetik, Oberflächen und Farben sinnlich unerlässlich sind. Er holt den Token aus dem Kontext der Kryptowährung und der Besitzkennzeichnung und macht ihn zum großformatigen glänzenden Pfandchip, formal angelehnt an die revolutionäre Möbelästhetik des Memphis Style aus dem Italien der 80er Jahre. Der Begriff Token bezeichnet einen Stellvertreter, eine Wertmarke, ein Pfand, ebenso einen Hinweis, ein Signal oder ein Zeichen. Auf 80 x 40 cm legt die computer-gesteuerte Laserfräse den Token in Schichten, die unter Vakuum-Bedingungen verklebt sind. Autolacke mit Namen wie Snail, Sweet Violet oder Liberty bezeichnen die Farbcodes und die Untertitel der Einzelwerke.

In Noise, 2019, bestimmen Zwischenrechnungen aus Bewegungsanweisungen die Verteilung der Elemente wie ein Rauschen auf den Oberflächen. Eigentlich unsichtbar, lassen sie sich als grafische Muster sichtbar machen. Sie entstehen etwa, wenn es darum geht, Wassertropfen sich über Autolack bewegen zu lassen. Julius Niemeyer präsentiert sie in Form einer Serie von Handsiebdrucken mit Perfektionsanspruch. Ganz kann sich der Künster als Person nicht aus dem Prozess der Herstellung rausnehmen, schon gar nicht, weil Julius Niemeyer alle Gewerke selbst verrichtet.
Zeit, Bewegung, ihr Beobachten und furchtlose Gelassenheit im Analysieren und Produzieren von Mustern lassen sich als Schlüsselbegriffe für Julius Niemeyers Arbeiten festhalten. KI oder AI haben wenig mit Intelligenz zu tun, bemerkt der auch sprachbewusste Künstler, der sein Studium gerade verlängert hat, weil er auf eine ihm wichtige Professorin hofft. Niemeyer redet auch lieber nicht von "Künstlicher Intelligenz", sondern von Future Informatics Technology. FIT quasi, was hier nicht nur die Rechenleistungen und die Kapazität der Datenverarbeitung betrifft.

Text: JL

 

english

"token" by Julius Niemeyer

July 20 - September 2, 2023

Digitization based on self-learning algorithms and neural networks evokes fantasies of happiness or doomsday hysteria in the media discussion. Groundbreaking changes in society are to be expected.

 Julius Niemeyer is unexcited in this debate. He casually explores what AI-based programs have to offer for artistic engagement. Trained as an architect of the younger generation, the student of Olaf Metzel, Julius von Bismarck, Peter Kogler and Jan St. Werner moves equally naturally in the digital and analog worlds. He understands programs, primarily from the graphics and games industry, and their programming possibilities as tools and material that can be tested and expanded.

 installation view, Julius Niemeyer, exhibition token, Bellepararais 2023

Julius Niemeyer deals with algorithms and artificial intelligence in a way that is both touching and thought-provoking, for example when he takes the advertising video Do You Love Me? (based on the theme song from Dirty Dancing) by the robotics company Boston Dynamics, which works for the defense industry, as the starting point for his work Melancholy Hill and orders the AI to wipe out the dancing robots.The AI then struggles independently to eliminate the robots' movement, warping the space and leaving bumpy patches in the battered film. Its action contains horror, its failure contains comedy, its aesthetics promises a curiosity-inducing change in the initial situation. Thus, patterns and overlays reveal hidden interstices, subtleties and rhythms reveal themselves in the process of creation. A red marker on the dance floor becomes an indication of the starting point of Dirty Dancing. It moves from a marginal phenomenon now to the center of attention, the true currency of the present. Reflected in the glass pane, as a shadow and light play of itself, the dancing robot survives. In space, kinetic energy remains in the form of a pixelated trace.
This video work is presented in a metal cage made of iron and expanded metal, together with a three-part video work (The Dream, Implosion, Melancholy) and a shiny black computer in the center. In this video work, motion sequences of water and light form dreamscapes of doublings. Reflections contrast with explosions and smoke developments, which overlap in such a way that the speed overwhelms the view and secondary scenes catch the eye through their immobility as a landscape, according to the motto: What stands still, survives.

The titular work Token reveals Julius Niemeyer as a sculptor, for whom haptics and material aesthetics, surfaces and colors are sensually indispensable. He takes the token out of the context of cryptocurrency and ownership and turns it into a large-scale shiny deposit chip, formally borrowing from a revolutionary furniture aesthetic from 1960s Italy. The term token denotes a proxy, a token, a pledge, as well as an indication, a signal or a sign. On 80 x 40 cm, the computer-controlled laser cutter lays the token in layers glued under vacuum conditions. Car paints with names like Snail, Sweet Violet or Liberty designate the color codes and the subtitles of the individual works.

In Noise, 2019, intermediate calculations from movement instructions determine the distribution of elements like noise on surfaces. Actually invisible, they can be made visible as graphic patterns. They arise, for example, when it comes to letting water drops move over car paint. Julius Niemeyer presents them in the form of a series of handmade silkscreen prints with a claim to perfection. The artist as a person cannot completely remove himself from the process of production, certainly not Julius Niemeyer who performs all the trades himself.

Time, movement, their observation, and fearless composure in analyzing and producing patterns can be noted as key concepts for Julius Niemeyer's works. AI has little to do with intelligence, notes the also language-conscious artist, who has just extended his studies because he hopes for a comming a professor who is important to him. Niemeyer also prefers not to talk about "artificial intelligence" but about Future Informatics Technology. FIT, so to speak, which here refers not only to computing power and data processing capacity.

Text: JL

 

 

 

 

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